Lautes, unregelmäßiges Schnarchen ist nicht nur ein lästiges Geräusch, das den Partner um den Schlaf bringt – es kann auch ein Hinweis auf eine ernstzunehmende schlafbezogene Atmungsstörung sein: die obstruktive Schlafapnoe (OSA).
Bei der Schlafapnoe kommt es während des Schlafs immer wieder zu Atemaussetzern, weil die oberen Atemwege blockieren. Diese Atemaussetzer führen zu einer verminderten
Sauerstoffversorgung des Körpers und zu kurzen Weckreaktionen (Arousals), die den Schlaf fragmentieren und seine erholsame Wirkung zunichtemachen.
Obwohl nicht jeder Schnarcher eine Schlafapnoe hat, ist starkes, unregelmäßiges Schnarchen oft ein Hauptsymptom. Es ist wichtig, die Ursachen, Risiken und Behandlungsmöglichkeiten von Schnarchen und Schlafapnoe zu kennen, um die eigene Gesundheit und Schlafqualität sowie die des Partners zu schützen.
Was ist Schnarchen und wann wird es zur Schlafapnoe?
Einfaches Schnarchen (primäres Schnarchen): Entsteht durch Vibrationen des Weichteilgewebes im Rachenraum (Gaumensegel, Zäpfchen, Zungengrund) während der Einatmung. Die Muskulatur im Rachen entspannt sich im Schlaf, und wenn die Atemwege dadurch verengt werden, beginnt das Gewebe zu flattern und das typische Schnarchgeräusch zu erzeugen. Einfaches Schnarchen ist oft harmlos, solange es nicht mit Atemaussetzern oder einer Beeinträchtigung der Schlafqualität einhergeht. Es kann jedoch für den Bettpartner sehr störend sein.
Obstruktive Schlafapnoe (OSA): Bei der OSA kommt es zu einem wiederholten, vollständigen oder teilweisen Kollaps der oberen Atemwege während des Schlafs. Diese Blockaden (Obstruktionen) führen zu Atemaussetzern (Apnoen) oder deutlich reduzierter Atmung (Hypopnoen), die mindestens 10 Sekunden andauern. Durch den Sauerstoffmangel und den Anstieg des Kohlendioxids im Blut wird das Gehirn alarmiert und löst eine kurze Weckreaktion aus, um die Atmung wieder in Gang zu bringen. Diese Weckreaktionen sind oft so kurz, dass sich die Betroffenen am nächsten Morgen nicht daran erinnern, aber sie verhindern einen tiefen, erholsamen Schlaf.
Der Schweregrad der OSA wird anhand des Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) bestimmt, der die Anzahl der Apnoen und Hypopnoen pro Stunde Schlaf angibt:
• Leichte OSA: AHI 5-15/Stunde
• Mittelschwere OSA: AHI 15-30/Stunde
• Schwere OSA: AHI >30/Stunde
Ursachen und Risikofaktoren für Schnarchen und Schlafapnoe
Verschiedene Faktoren können die Entstehung von Schnarchen und Schlafapnoe begünstigen:
1. Anatomische Gegebenheiten:
Verengungen im Nasen-Rachen-Raum (z.B. durch eine verkrümmte Nasenscheidewand, vergrößerte Nasenmuscheln, große Rachenmandeln oder Polypen).
Ein langer, schlaffer Gaumen oder ein großes Zäpfchen.
Ein zurückliegender Unterkiefer (Retrognathie) oder ein kleiner Kiefer, der die Zunge nach hinten drängt.
Ein dicker Halsumfang (Fetteinlagerungen im Halsbereich verengen die Atemwege).
2. Übergewicht und Adipositas: Dies ist einer der Hauptrisikofaktoren. Fettansammlungen im Rachenbereich und am Zungengrund verengen die Atemwege.
3. Alter: Mit zunehmendem Alter erschlafft das Gewebe im Rachenraum tendenziell, was das Risiko für Schnarchen und OSA erhöht.
4. Geschlecht: Männer sind häufiger betroffen als Frauen, zumindest bis zur Menopause. Nach der Menopause gleicht sich das Risiko bei Frauen dem der Männer an, möglicherweise aufgrund hormoneller Veränderungen (Östrogenmangel).
5. Alkohol- und Medikamentenkonsum: Alkohol und bestimmte Medikamente (z.B. Schlaf- und Beruhigungsmittel, Muskelrelaxanzien) entspannen die Rachenmuskulatur zusätzlich und können Schnarchen und Apnoen verschlimmern.
6. Rauchen: Reizt die Schleimhäute in den Atemwegen, führt zu Schwellungen und kann die Muskelspannung beeinflussen.
7. Schlafposition: Schlafen in Rückenlage begünstigt das Zurückfallen der Zunge und des Weichgaumens, was die Atemwege blockieren kann.
8. Familiäre Veranlagung: Eine genetische Komponente scheint ebenfalls eine Rolle zu spielen.
9. Bestimmte Erkrankungen: Schilddrüsenunterfunktion, Akromegalie oder neuromuskuläre Erkrankungen können das Risiko erhöhen.
Symptome und gesundheitliche Risiken der Schlafapnoe
Die Symptome der Schlafapnoe können vielfältig sein und werden von den Betroffenen oft nicht direkt mit Atemaussetzern in Verbindung gebracht:
• Lautes, unregelmäßiges Schnarchen mit Atempausen (oft vom Partner bemerkt).
• Übermäßige Tagesmüdigkeit und Einschlafneigung (auch in monotonen Situationen wie beim Autofahren oder Fernsehen).
Konzentrations- und Gedächtnisstörungen.
Morgendliche Kopfschmerzen.
Mundtrockenheit oder Halsschmerzen beim Aufwachen.
Häufiges nächtliches Wasserlassen (Nocturie).
Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen.
Verminderte Leistungsfähigkeit.
Libidoverlust oder Potenzstörungen.
Nächtliches Schwitzen.
Gefühl, nicht erholt zu sein, trotz ausreichender Schlafdauer.
Unbehandelt kann eine Schlafapnoe schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben:
• Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt, Schlaganfall.
Typ-2-Diabetes: OSA kann die Insulinresistenz fördern.
Depressionen und Angststörungen.
Erhöhtes Unfallrisiko: Durch Sekundenschlaf am Steuer oder bei der Arbeit.
Verschlechterung anderer Erkrankungen.
Reduzierte Lebensqualität.
Diagnose: Wie werden Schnarchen und Schlafapnoe festgestellt?
Wenn Sie oder Ihr Partner den Verdacht auf eine Schlafapnoe haben, ist ein Arztbesuch (Hausarzt, HNO-Arzt, Lungenfacharzt, Schlafmediziner) der erste Schritt. Die Diagnose umfasst in der Regel:
• Anamnese und körperliche Untersuchung: Erfassung der Symptome, Risikofaktoren und Untersuchung des Nasen-Rachen-Raums.
• Ambulante Polygraphie (Schlafapnoe-Screening): Ein kleines Gerät, das der Patient zu Hause trägt und das während des Schlafs verschiedene Parameter wie Atmung, Sauerstoffsättigung, Herzfrequenz und Schnarchgeräusche aufzeichnet.
• Polysomnographie im Schlaflabor: Die genaueste Untersuchungsmethode. Hier werden zusätzlich Hirnströme (EEG), Augenbewegungen (EOG) und Muskelaktivität (EMG) gemessen, um die Schlafstadien und Weckreaktionen exakt zu erfassen.
Behandlungsmöglichkeiten für Schnarchen und Schlafapnoe
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad.
Bei einfachem Schnarchen:
• Lebensstiländerungen: Gewichtsreduktion, Verzicht auf Alkohol und Schlafmittel am Abend, Rauchstopp, Vermeidung der Rückenlage (z.B. durch spezielle Kissen oder Westen).
• Mechanische Hilfsmittel: Nasenpflaster oder Nasenspreizer zur Verbesserung der Nasenatmung, Anti-Schnarch-Schienen (Protrusionsschienen), die den Unterkiefer leicht nach vorne verlagern.
• Operative Eingriffe (selten): Z.B. Begradigung der Nasenscheidewand, Straffung des Gaumensegels (UPPP), Entfernung der Rachenmandeln. Diese sind oft nur bei spezifischen anatomischen Problemen sinnvoll und die Erfolgsraten sind variabel.
Bei obstruktiver Schlafapnoe:
1. CPAP-Therapie (Continuous Positive Airway Pressure):
◦ Dies ist die effektivste und am häufigsten eingesetzte Behandlung bei mittelschwerer bis schwerer OSA. Der Patient trägt nachts eine Maske (über Nase oder Nase und Mund), über die ein Gerät mit leichtem Überdruck kontinuierlich Luft in die Atemwege bläst. Dieser Überdruck hält die Atemwege offen und verhindert den Kollaps.
◦ Moderne CPAP-Geräte sind leise und komfortabel. Es gibt verschiedene Maskentypen, um eine gute Passform zu gewährleisten.
2. Unterkieferprotrusionsschienen (UKPS):
◦ Diese individuell angefertigten Zahnschienen verlagern den Unterkiefer und die Zunge leicht nach vorne und halten so den Rachenraum offen. Sie sind eine Option bei leichter bis mittelschwerer OSA oder wenn eine CPAP- Therapie nicht toleriert wird.
3. Lageverändernde Therapien:
◦ Wenn die Apnoen hauptsächlich in Rückenlage auftreten, können spezielle Westen oder Geräte helfen, diese Schlafposition zu vermeiden.
4. Operative Verfahren:
◦ Chirurgische Eingriffe kommen bei OSA seltener zum Einsatz und sind meist speziellen Fällen mit klaren anatomischen Ursachen vorbehalten (z.B. stark vergrößerte Mandeln, Kieferfehlstellungen). Beispiele sind die Uvulopalatopharyngoplastik (UPPP), Operationen zur Kiefervorverlagerung oder die Zungenschrittmacher-Implantation (Hypoglossusstimulation).
5. Allgemeine Maßnahmen (unterstützend):
◦ Gewichtsreduktion: Bei übergewichtigen Patienten kann eine deutliche Gewichtsabnahme die OSA oft erheblich verbessern oder sogar beseitigen.
◦ Verzicht auf Alkohol und sedierende Medikamente am Abend. ◦ Rauchstopp.
◦ Behandlung von Begleiterkrankungen (z.B. Schilddrüsenfunktionsstörungen).
Fazit: Wieder frei durchatmen – Tag und Nacht
Schnarchen und insbesondere Schlafapnoe sind nicht nur lästig, sondern können ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen. Wenn Sie unter starkem Schnarchen, Atemaussetzern oder den typischen Symptomen einer Schlafapnoe wie ausgeprägter Tagesmüdigkeit leiden, sollten Sie ärztlichen Rat suchen.
Mit einer genauen Diagnose und den heute verfügbaren vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten lässt sich die Schlafapnoe in den meisten Fällen gut kontrollieren. Eine erfolgreiche Therapie führt nicht nur zu einer deutlichen Verbesserung der Schlafqualität und des Wohlbefindens, sondern reduziert auch das Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen. So können Sie nachts wieder frei durchatmen und tagsüber voller Energie sein.
Disclaimer: Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung. Bei Verdacht auf Schlafapnoe oder anhaltendem störenden Schnarchen konsultieren Sie bitte einen Arzt.